Freitag, 18. März 2011

Mit Grünem Tee Darmkrebs vorbeugen?

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Krebshilfe e. V., Dr. med. Eva M. Kalbheim, 17.03.2011 11:49

Mit Grünem Tee Darmkrebs vorbeugen?

Wissenschaftler untersuchen Wirkung des Tees auf Darmkrebsvorstufen

Halle/ Ulm (gb) — Grüner Tee gehört zu den ältesten und am weitesten
verbreiteten Getränken der Welt. Er wird hauptsächlich aus den Blättern
der Pflanze Camellia Sinensis hergestellt und gilt besonders in Asien als
Lebenselixier. Das Heißgetränk wirkt positiv auf  Herz und Kreislauf, es
scheint aber auch vor Krebs zu schützen. Wissenschaftler der Universitäten
Halle (Saale) und Ulm untersuchen nun in einer Langzeitstudie die
krebsvorbeugenden Eigenschaften des Grüntees, insbesondere gegen
Darmkrebs. Die Deutsche Krebshilfe fördert das weltweit größte
Forschungsvorhaben zu dieser Fragestellung mit insgesamt 2,1 Millionen
Euro.

Bereits seit Jahrtausenden wird in China Grüner Tee getrunken. Nach
traditioneller Überlieferung wirkt er sich positiv auf das Wohlbefinden
und die Gesundheit aus. Im 16. Jahrhundert fanden die Blätter der
Teepflanze erstmals ihren Weg nach Europa und wurden hier als pflanzliches
Heilmittel verkauft. Vor einigen Jahren haben Wissenschaftler schließlich
herausgefunden, dass ein bestimmter Inhaltsstoff des Grünen Tees, ein
Pflanzenhormon mit dem wissenschaftlichen Namen Epigallocatechin-3-gallat
(ECGC), vor bestimmten Krebsarten schützen kann. In verschiedenen
Forschungsarbeiten haben sie beobachtet, dass ECGC die Entstehung von
Tumoren der Prostata, Brust und Gebärmutter hemmt.

Die Wissenschaftler um Professor Dr. Thomas Seufferlein von der Klinik und
Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Halle und
Professor Dr. Julia Stingl vom Institut für Naturheilkunde und Klinische
Pharmakologie der Universität Ulm untersuchen nun den Nutzen von Grünem
Tee zur Darmkrebsvorsorge. Zielgruppe der Studie sind Patienten, bei denen
im Rahmen der Krebs-Früherkennung bereits der Darm gespiegelt und dabei so
genannte Polypen entdeckt und entfernt wurden. Polypen sind die gutartigen
Vorstufen von Darmkrebs. Das Entfernen dieser Geschwülste kann die
Entstehung von Krebs verhindern.

Im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) finden Ärzte bei jedem vierten
Patienten einen oder mehrere Polypen. Ob durch den regelmäßigen Genuss von
grünem Tee vermieden werden kann, dass sich neue Polypen bilden, wollen
die Wissenschaftler nun untersuchen. Dazu verabreichen sie jedem
Versuchsteilnehmer eine tägliche Dosis Grüntee-Extrakt in Form von
Kapseln. Diese werden über einen Zeitraum von drei Jahren eingenommen.



Eine Tagesdosis besteht aus zwei Kapseln, die jeweils 150 Milligramm EGCG
enthalten. Zum Vergleich: Eine Tasse Grüner Tee enthält etwa 50 bis 70
Milligramm des Wirkstoffs.

Alle vier Monate entnehmen die Ärzte den Patienten Blut, um ihre Leber-
und Blutwerte zu kontrollieren. Zudem fragen sie die Teilnehmer
regelmäßig, ob diese die Kapseln eingenommen, zusätzlich Grüntee getrunken
oder andere Medikamente bekommen haben. Außerdem wird nach drei Jahren
mittels Koloskopie ermittelt, ob und wie viele neue Polypen sich gebildet
haben.

„Bestätigt sich unsere Hypothese, dass Grüner Tee vor Darmkrebs schützt,
dann könnten die Ergebnisse direkt in die klinische Praxis übertragen
werden“, erklärt Seufferlein. Doch der Wissenschaftler will nicht zu früh
Hoffnung wecken: „Die Annahme, dass das Trinken von Grüntee möglicherweise
eine vergleichbare vorbeugende Wirkung wie Tee-Extrakt in Kapselform hat,
werden wir aus unseren Daten nicht ohne weiteres ableiten können. Die
Menge des Wirkstoffs variiert je nach Zubereitung stark und eine genaue
Dosierung von EGCG, also dem hauptwirksamen Bestandteil, ist nur schwer
möglich.“

Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont:
„Das Potential pflanzlicher Substanzen zur Ergänzung der konventionellen
Therapie darf nicht ungenutzt bleiben. Um die komplexen Wirkungen der
Pflanzenstoffe zu verstehen und für die Betroffenen nutzbar zu machen,
sind jedoch intensive Forschungsarbeiten notwendig. Daher fördert die
Deutsche Krebshilfe neben klassischen grundlagenorientierten und
klinischen Forschungsvorhaben auch eine Vielzahl von Projekten, die sich
mit naturheilkundlichen Behandlungs- und Vorbeugemöglichkeiten gegen Krebs
befassen.“

Interviewpartner auf Anfrage!

Projektnr.: 109122, 109133

Bonn,17. März 2011

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Arten der Pressemitteilung:
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Medizin







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