Donnerstag, 7. Juni 2012

Jede Krise hat ihre Dosis an Angstmachern, die derzeitige ganz besonders. Und um #der #Auflage #willen... [via jjahnke.net]


global news 2695 07-06-12: Zeit der Angstmacher

[via jjahnke.net]

 


Jede Krise hat ihre Dosis an Angstmachern, die derzeitige ganz besonders. Und um der Auflage willen, räumt ihnen die Presse beliebig und letztlich unverantwortlich viel Raum ein.

Ich bin ja auch besorgt, aber manchmal wird es mir mit der Angstmacherei zu viel. Ein gutes Beispiel ist Wolfgang Münchau, der mit solchen Geschichten und Kommentaren sein eigenes Unternehmen profitabel betreibt und immer wieder gern im SPIEGEL gedruckt wird. Natürlich geht es ihm nicht nur um die Erzeugung von Angst.

Das Ziel ist, mit Druck auf die Bundesregierung eine bestimmte Politik zu erzwingen, in diesem Fall die deutsche Unterschrift unter eine Banken-Union, bei der deutsche Sparer für Sparer in anderen Ländern einstehen müßten und deutsche Steuerzahler für die Löcher in den Bankbilanzen anderer Länder, vor allem Spaniens.

Da ist dann Münchau allwissend, die Deutschen einschließlich der Bundeskanzlerin aber "ahnungslos" - was für eine Anmaßung! Das liest sich dann unter der Überschrift "Schuldenkrise - Ahnungslos in die Euro-Dämmerung" in Auszügen so:

"Die meisten Bürger ahnen es noch nicht, doch das Endspiel um den Euro hat begonnen: Entweder Europas Regierungen schaffen noch schnell eine politische Union oder die Währungsgemeinschaft zerbricht. Egal, für welchen Weg sie sich entscheiden - für eine billige Lösung ist es wahrscheinlich längst zu spät.

Ich verfolgte eine Diskussion unter Hedgefonds-Managern. Einer der Manager war sich sicher, dass der Euro den Monat Juni nicht überleben würde. Dass es früher oder später mit dem Euro zu Ende geht, gilt in der Branche mittlerweile als gesetzt. Die Zockerei mit der Euro-Dämmerung hat begonnen. Ich teile nicht die präzisen Zeitprognosen, die die Hedgefonds-Manager abgeben. Die Grundrichtung der Analyse ist aber richtig. Wir steuern auf eine Weggabelung zu, die uns vor die Wahl zwischen zwei extrem kostspieligen Pfaden stellen wird: eine hastig verhandelte politische Union oder der Weg zurück zu nationalen Währungen.

Wenn wir die Währungsunion zusammenbrechen lassen, dann kommen auf Deutschland enorme Kosten zu. Die im "Target 2" System ausgewiesen Forderungen von derzeit rund 650 Milliarden Euro wären zum Teil verloren. Die zusätzlichen mehr als 200 Milliarden Euro aus den Rettungsschirmen wären dagegen nur Kleingeld. Hinzu kämen viele Hundert Milliarden, die die Bundesregierung dafür aufbringen müsste, deutsche Banken mit neuem Kapital zu versorgen. Denn die Kredite deutscher Banken etwa in Spanien oder Portugal würden mit einem Austritt dieser Länder hohe Verluste bringen, die die Banken selbst nicht mehr decken könnten. Und warum sollte Spanien diese Kredite dann überhaupt noch bedienen? Das Land hätte in einem solchen Fall schließlich ganz andere Sorgen.

Die erste Etappe in Richtung eines europäischen Föderalstaates wäre eine Bankenunion, einschließlich einer sofortigen Vollkaskoversicherung für alle Sparguthaben. Eine solche Garantie würde zwischen vier und neun Billionen Euro umfassen. Das sind rundgerechnet das Zwei- bis Fünffache der Gesamtkosten für die deutsche Einheit. Eine solche Versicherung ist notwendig, um zu verhindern, dass sich der Sturm auf die Banken in den Krisenländern beschleunigt.

Bislang habe ich geglaubt, kein rational denkender Politiker würde einen unkontrollierten Zusammenbruch der Währungsunion zulassen. Ich glaube das letztlich immer noch, doch möglicherweise ist es für eine Rettung schon zu spät. Die Narrativen dieser Krise sind völlig außer Kontrolle geraten, und die Politik weiß nicht, wie sie wieder einfängt. Das geht Merkel nicht anders. Vielleicht kommt die politische Union. Vielleicht kommt der Zusammenbruch. Eines von beiden wird aber kommen, und Deutschland hat sich auf keines der beiden Szenarien vorbereitet."

Ein halbwegs seriöser Journalist hätte dies nicht geschrieben. Schon die "viele Hunderten Milliarden, die die Bundesregierung dafür aufbringen müsste, deutsche Banken mit neuem Kapital zu versorgen", sind leichtfertig in den Raum gestellt. Gegenüber den Banken der beiden von Münchau erwähnten Länder Spanien und Portugal unterhalten deutsche Banken nur noch Forderungen von rund 40 Mrd Euro, ein vergleichsweise kleiner Betrag (Abb. 16374). Außerdem unterstellt Münchau, daß bei einem Austritt der beiden Länder aus der Eurozone die deutschen Banken allein mit öffentlichen Geldern rekapitalisiert werden müßten, ohne daß auch die Forderungen der Anleger in Anleihen dieser Banken bei der Tragung der Verluste beteiligt würden.

Aus dem 650 Mrd Euro Target2-Konto der Bundesbank haftet Deutschland zunächst einmal mit seinem Anteilsschlüssel von 27 %. Sollte der Euro total untergehen, werden nicht alle Länder zu ihren Anteilen stehen, einige wie Frankreich oder die Niederlande aber wohl doch, zumal in den 650 Mrd Euro auch französische Gelder sind.

Man kann sich natürlich alles vorstellen, was in der Nähe eines Weltuntergangs liegen würde. Seriös ist das aber nur sehr begrenzt. Im schlimmsten Fall einer wirklichen Untergangsgefahr für den Euro, würde die EZB mit der allergrößten Sicherheit sich nicht selbst abschaffen, sondern weiter Euros drucken. Das jetzt eigentlich drängende Problem ist die Rekapitalisierung spanischer Banken, bei der keiner - nicht einmal die spanische Regierung - bis zum Abschluß der laufenden Buchprüfung weiß, wie groß das Loch eigentlich ist. Die nicht gerade unseriöse britische BBC rechnet mit mindestens 60 Mrd Euro. Andere Annahmen gehen bis zu 200 Mrd Euro. Aber auch das wären noch keine Beträge, mit denen man Angst machen könnte. Kann es vielleicht sein, daß der mit seiner Firma Eurointelligence ASBL in Brüssel angesiedelte Münchau selbst gegen den Euro spekuliert und mit solchen Geschichten eine Menge Geld verdient?

Angst machen muß jedoch ein ganz anderes Problem, das Münchau nicht erwähnt. Das ist der starke Einbruch der Industrieproduktion an der südlichen Euro-Peripherie mit einem entsprechenden Anstieg der Arbeitslosigkeit (und übrigens auch erheblichen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft). Wenn die Eurozone auseinanderbricht, dann nicht wegen einiger hundert Mrd Euro, die die EZB drucken könnte, sondern weil Länder wie Spanien im Euro nicht schnell genug wettbewerbsfähig werden können und die Bevölkerungen diesen Zustand nicht mehr akzeptieren. Siehe dazu den folgenden Rundbrief: "Starker Einbruch der Industrieproduktion an der südlichen Euro-Peripherie mit deutlichen Auswirkungen auf die deutsche Industrie".



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