Zeit für eine Initiative
Gewerkschaftstag der IG Metall will Arbeitszeiten wieder zum Thema machen.
Generelle Verkürzung steht dabei allerdings nicht im Vordergrund
Von Daniel Behruzi
[via Junge Welt] http://www.jungewelt.de/2011/10-08/053.php
Mit einem Diskussionspapier hat sich der Funktionsbereich Tarifpolitik beim Vorstand der IG Metall im Mai »für eine neue Arbeitszeitinitiative« zu Wort gemeldet. Auch beim am Sonntag in Karlsruhe beginnenden Gewerkschaftstag wird das Thema Arbeitszeit, zu dem rund 20 Anträge verschiedener Gliederungen vorliegen, wohl eine größere Rolle spielen.
Dabei stehen Forderungen nach mehr Zeitsouveränität, entsprechenden gesundheitsfördernden Regelungen sowie solchen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Vordergrund. Eine generelle Verkürzung der Wochenarbeitszeit soll hingegen keine zentrale Forderung sein, wird aber zumindest für den Osten Deutschlands als Ziel benannt.Es sei Aufgabe der IG Metall, »Verlängerungen der Arbeitszeiten (
) entgegenzuwirken«, heißt es in der Entschließung zur Tarifpolitik. Die Anträge sind junge Welt von der Pressestelle vorab zur Verfügung gestellt worden und liegen den 481 Delegierten in Karlsruhe zur Abstimmung vor.
Anders als im Stahlbereich und in der westdeutschen Metallindustrie sei die 35-Stunden-Woche in anderen Branchen sowie in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie bislang nicht per Tarifvertrag festgeschrieben. »Die IG Metall hält an der 35 als tariflicher Regelarbeitszeit und Referenzgröße für alle Organisationsbereiche in Ost und West fest«, so die Beschlußvorlage weiter.
Ähnliche Formulierungen finden sich in Anträgen diverser ostdeutscher Gewerkschaftsgliederungen, die zudem betonen, daß dabei »vom Grundsatz Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich« auszugehen sei.Der Leitantrag stellt allerdings fest, daß die »Arbeitszeitrealitäten im Organisationsbereich der IG Metall sehr unterschiedlich« sind. Sie reichten von Schichtarbeit bis zu unregulierter Projektarbeit, von Teilzeit bis zu verlängerten Arbeitszeiten. Daraus ergäben sich »differenzierte Anforderungen« an die Betriebs- und Tarifpolitik der IG Metall. Dennoch müsse die Gewerkschaft versuchen, »gemeinsame Interessenlagen der Beschäftigten zu identifizieren und an diese anzuknüpfen«.
Es geht dabei unter anderem um das Ziel, den Einfluß der Beschäftigten auf ihre Arbeitszeitverteilung zu erhöhen. Durch mehr Autonomie könne Arbeit und Privatleben eine neue Balance gegeben werden. Das diene ebenso der Erhaltung der Gesundheit wie die Förderung guter Arbeitsbedingungen. Ohnehin sehen die Verantwortlichen in der IG-Metall-Vorstandsverwaltung einen Zusammenhang zwischen der Zunahme des Leistungsdrucks und der Entgrenzung und Deregulierung der Arbeitszeiten. Beides soll in der neuen Debatte thematisiert werden.
Es ist zu hoffen, daß diese über den Gewerkschaftstag hinaus intensiv geführt und dann auch in der Praxis umgesetzt wird. Denn mit der Verabschiedung entsprechender Anträge allein ist es sicherlich nicht getan.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen