Donnerstag, 17. Februar 2011

„EU-Pakts für Wettbewerbsfähigkeit“ --> #Kopplung d. #Löhne an d. #Inflationsentwicklung, #abgeschafft werden

(...)

Amplify’d from www.linkezeitung.de

Ökonomische Germanisierung Europas


von Tomasz Konicz

  
Der Chef der Europäischen Zentralbank EZB,
der Franzose Jean-Claude Trichet, bezog am vergangenen Montag in den
Auseinandersetzungen um die Ausgestaltung der künftigen europäischen
Wirtschaftspolitik eindeutig Stellung: „Wir müssen die Überwachung der
Wirtschaftspolitik verstärken
,
forderte der Präsident der EZB in einem Zeitungsinterview.
merkel trichet.jpg

Die Eurozone brauche
eine koordinierte und
streng
kontrollierte Wirtschaftspolitik.

Damit stärkt Trichet dem französischen Präsidenten Nicola Sakozy und
Bundeskanzlerin Angela Merkel den Rücken, die mit ihrer bilateral koordinierten
Initiative zur Durchsetzung eines
EU-Pakts
für Wettbewerbsfähigkeit

europaweit auf Empörung und erbitterten Widerstand stießen.



Die seit dem Brüssler EU-Gipfel vom 4.
Februar eskalierten Auseinandersetzungen belasteten auch das Treffen der europäischen
Finanzminister am vergangenen Montag. Es gebe „ein paar Dinge auszuräumen
, erklärte der luxemburgische Finanzminister Luc Frieden im
Vorfeld der Zusammenkunft unter Bezugnahme auf das rabiate deutsch-französische
Vorgehen beim EU-Gipfel:
Der
Auftritt hat zu der Wahrnehmung geführt, dass es eine deutsch-französische Idee
gibt, die die anderen nur schlucken müssen.
Die Bürger in den anderen europäischen Ländern würden
diese umfassenden Reformvorhaben als ein
Diktat
aus Berlin und Brüssel

empfinden. Massive Kritik an dem Vorhaben übten zuvor unter anderem
Spitzenpolitiker Belgiens, Polens, Ungarns, der Slowakei,
Luxemburgs, Italiens, Irlands und sogar Österreichs, das eigentlich als ein
treuer Verbündeter Berlins gilt.



Dabei ist die Handschrift Berlins bei den
konkreten Bestimmungen des „EU-Pakts für Wettbewerbsfähigkeit
unverkennbar. Deutschlands Politik der massenhaften
Prekariskierung, des fortgesetzten Lohnkahlschlags und der aggressiven
Exportfixierung soll europaweit exportiert werden.





Die Mitgliedsländer de
Eurozone sollen sich demnach dazu verpflichten, das Renteneintrittsalter
anzuheben und eine
Schuldenbremse nach deutschem Muster einzuführen. Zudem soll die Kopplung
der Löhne an die Inflationsentwicklung, wie sie in etlichen EU-Ländern üblich
ist, abgeschafft werden, um so Reallohnsenkungen durchzusetzen. Schließlich
sieht der EU-Pakt auch eine europaweite Angleichung der Körperschaftssteuersätze
vor. Dieser zwischen Berlin und Paris abgesprochene Vorstoß wurde den anderen
europäischen Regierungschefs ohne vorherige Konsultationen am 4. Februar präsentiert,
wobei dessen rasche Durchsetzung auch noch außerhalb der europäischen
Institutionen im Rahmen multilateraler Verträge realisiert werden sollte.


In einer Hintergrundanalyse legte Gavin
Hewitt , der Europa-Korrespondent der BBC („France-Germany pact
resisted
), die
machtpolitischen Hintergründe dieses deutsch-französischen Vorstoßes offen.
Demnach sei Frankreich bestrebt, Deutschland an das
europäische Projekt zu
binden, um so künftige deutsche Sonderwege zu verhindern. Deshalb habe Paris
der Regierung in Berlin angeboten, Europa im Rahmen einer
engen ökonomischen Integration entlang deutscher
Standards umzuformen
.
Frankreich hätte somit sein Ziel einer stärkeren europäischen Integration
Deutschlands erreicht, während Berlin die konkrete wirtschaftspolitische
Ausformung dieses Integrationsschubs - der in einer künftigen
europäischen Wirtschaftsregierung münden soll - entlang deutscher Interessen diktieren könne.
Im Gegenzug musste sich Deutschland verpflichten, künftigen Rettungsmaßnahmen
in der Eurozone zuzustimmen.



Auf genau dieses Junktim zwischen der
Durchsetzung des neoliberalen gEU-Wettbewerbspaktsg und der Etablierung eines
dauerhaften EU-Rettungsfonds pocht derzeit Berlin. Der beim besagten montäglichen
Finanzminister-Treffen beschlossene Krisenmechanismus ESM (European Stability
Mechanism) könne laut dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble nur Teil eines „Gesamtpaketsg
sein, dass auch „Maßnahmen zur Verbesserung der Funktionsfähigkeit des
Wachstumspakts und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Eurozoneg
beinhalten müsse. Bis Mitte März wollen Berlin und Paris das „Gesamtpaketg aus
ESM und „EU-Wettbewerbspaktg durchpeitschen. Während die Euro-Finanzminister
sich einhellig auf die Gründung dieses 500 Milliarden Euro umfassenden,
dauerhaften Rettungsfonds ab 2013 einigen konnten, lehnte Schäuble eine Erhöhung
der Mittel des vorläufigen Rettungsschirms EFSF (European
Financial Stability Facility)
 ab. Beim EFSF sind de facto nur
250 Milliarden Euro abrufbar. Die Finanzmärkte seien dermaßen „stabil,g dass
es besser wäre, sie „sie nicht durch eine solche Diskussion zu beunruhigen,g
so die windschiefe Logik Schäubles. Nur wenige Tage zuvor erreichten die
Renditen für zehnjährige portugiesische Staatsanleihen mit 7,64 Prozent neue
historische Höchststände.

Read more at www.linkezeitung.de
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen