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Demo gegen Overbeck: "Wir sind und bleiben objektiv schwul"
Franz-Josef Overbeck ist seit 2009 Bischof von Essen und seit 2011 zudem Militärbischof der Bundeswehr
Bild: Bundeswehr-Fotos Wir.Dienen.Deutschland. / flickr / cc by-nd 2.0
Die jüngste Äußerung des Ruhrbischofs Franz-Josef Overbeck, "praktizierte Homosexualität" sei "objektiv sündhaft", ließen sich rund 30 Schwule und Lesben nicht gefallen. Die Mitglieder des Forums Essener Lesben und Schwule (FELS) demonstrierten am Freitagnachmittag vor dem Essener Wohnsitz des Bischofs. Auf Plakaten war zu lesen "Wir sind und bleiben objektiv schwul" und "Wir sind und bleiben objektiv lesbisch".
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hatte Overbeck wörtlich gesagt: "Praktizierte Homosexualität ist objektiv sündhaft, auch wenn homosexuellen Menschen mit Achtung zu begegnen ist." Diese Äußerung kurz vor dem am Samstag stattfindenden Ruhr-CSD in Essen empfanden die FELS-Mitglieder als Provokation. Da der Ruhrbischof seine diskriminierenden Äußerungen wiederum im öffentlichen Raum gemacht habe, könne er Gleichgesinnten Anlass geben, Worten auch Taten folgen zu lassen, kritisierten die Aktvisten.
Die geplante Übergabe eines Protestbriefs scheiterte jedoch, da die Tür zum Bischofshaus verschlossen war. "Die Enttäuschung bei FELS ist umso größer, weil Sie noch im letzten Jahr in einem gemeinsamen Gespräch von einer ,lernenden Kirche' sprachen; von ,Ich will auch Bischof für die Schwulen sein'", heißt es unter anderem in dem Brief.
Im Vorjahr wollte Overbeck noch Bischof der Schwulen sein
Read more at www.queer.deIn der Tat hatte sich Overbeck im September des vergangenen Jahres mit Vertretern von schwulen und lesbischen Gruppen getroffen (queer.de berichtete). Diese zeigten sich nach dem Gespräch positiv überrascht. Der Bischof hatte u.a. gesagt, er wolle Bischof für alle sein. Zudem sicherte er zu, dass sich die Kirche nicht daran beteiligen werde, die "Opfergeschichte" von Homosexuellen weiter zu schreiben.
Vor diesem Friedenstreffen hatte Overbeck bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, nachdem er zwei schwule Priester versetzt bzw. beurlaubt hatte (queer.de berichtete). Beide waren durch ihre Gayromeo-Profile geoutet worden, einmal durch die "Bild"-Zeitung, einmal durch einen CDU-Bürgermeister. Zudem hatte der Essener Bischof im Frühjahr 2010 bei "Anne Will" Homosexualität als Sünde gebrandmarkt (queer.de berichtete).
Der unbelehrbare Overbeck werde "immer mehr ein Fall für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes", kommentierte der Essener Grünen-Bundestagsabgeordnete Kai Gehring die jüngsten Äußerungen. Erneut beleidige und entwürdige der Ruhrbischof Schwule und Lesben.
Die Pressestelle des Bistums Essens wiederum sprach von "bekannten Auffassungen", die keinerlei Aufregung wert seien. (cw)
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