global news 2330 17-03-11: Jetzt machen die Regierungsmedien, wie der SPIEGEL, mit grober Falschpropaganda auf Euro-Optimismus (jjahnke.net)
Frau Merkel schwimmen in der deutschen öffentlichen Meinung derzeit einige Euro-Felle weg. Prompt eilen die Regierungsmedien, wie der SPIEGEL, mit großen Kampagnen zur Hilfe. Der SPIEGEL schoß bereits zwei Breitseiten unter den Überschriften "Angst vor Euro-Crash - Die fatalen Irrtümer der D-Mark-Nostalgiker" und "Stabile Währung - Warum der Euro die bessere D-Mark ist" ab, beides relativ polemische Machwerke. Sich damit auseinander zu setzen lohnt nur, um die Art von Polemik einzuordnen, die hier stattfindet.
Mir sind viele gute Argumente für die Rettung des Euros bekannt. Es hilft bei der EU-Integration, wenn man das gleiche Geld in der Tasche trägt, jedenfalls solange die deutsche oder deutsch-französische Politik mit ihren Alleingängen nicht die anderen Partner vergrätzt. Es macht Reisen in der Eurozone angenehmer. Vor allem aber: Es ist viel zu spät, um ohne große Verluste aus dem Abendteuer auszusteigen.
Doch die Bundesregierung und die Regierungsmedien ziehen offensichtlich die gröberen und irreführenden Argumente vor. Hier eine Kostprobe aus dem SPIEGEL, der bei aller billigen Polemik auch noch meint, es sei "höchste Zeit, den Fiktionen ein paar Fakten entgegenzusetzen, um die Debatte zu versachlichen":
"Das europäische Geld ist extrem stabil - und sogar härter als die heißgeliebte D-Mark. Nach einer Analyse des Bundesverbands deutscher Banken lag die Inflation in Deutschland seit Einführung der Gemeinschaftswährung 1999 durchschnittlich bei gerade einmal 1,5 Prozent pro Jahr.
Das ist wenig - vor allem auch im Vergleich zu den fünf D-Mark-Jahrzehnten zuvor. Zwischen 1949 und 1998 lag der durchschnittliche Wertverlust des Geldes beim Doppelten, also rund drei Prozent pro Jahr.
Die deutlich höhere Rate zu D-Mark-Zeiten ergibt sich unter anderem, weil die Inflation in den siebziger Jahren extrem hoch war. Aber nicht nur deshalb. Selbst zwischen 1991 und 1998 betrug die Geldentwertung in der Bundesrepublik zwischen 0,9 und 5,6 Prozent. Im Durchschnitt waren es in den neunziger Jahren 2,5 Prozent. Bislang ist der Euro damit deutlich stabiler als die D-Mark."
Richtig ist dagegen: Hier werden zwischen DM und Euro Äpfel mit Birnen verglichen. Denn einerseits gab es zu DM-Zeiten zwei gewaltige Ölpreisschocks, wie sie der Euro bisher noch nicht erleben mußte. Dementsprechend sprang die Inflation überall in der Welt, gleich in welcher Währung, nach oben. Umgekehrt drückte die Weltwirtschaftskrise die Euroinflation in den vergangenen zwei Jahren nach unten (Abb. 17052).
Beides sind Umstände, die mit den Währungen selbst nichts zu tun haben und in denen sich DM und Euro gleich verhalten hätten. Für einen weicheren Euro spricht jedoch, daß wir von unseren Europartnern mit vielen Produkten ständig die dort höheren Inflationsraten importieren, ohne daß dieser Effekt durch eine Wechselkursanpassung ausgeschaltet wird (Abb. 17058). Auch wäre die DM schon mehrfach aufgewertet worden, hätte sie weitergegolten, was die Importe von außerhalb der Eurozone erheblich verbilligt hätte.
Richtig ist dagegen: Der Dollar ist ein schlechter Vergleich, weil er durch die in den USA entstandene Wirtschaftskrise und seitdem durch das willkürliche Gelddrucken absichtsvoll erheblich geschwächt wurde. Ein korrekterer Vergleich wäre mit dem Schweizer Franken anzustellen. Zu DM-Zeiten war die Inflation in der Schweiz fast immer höher als in Deutschland, während sie nun mit dem Euro in Deutschland höher ist (Abb. 15030).

Richtig ist dagegen: Die Konstruktion des Euro ist an der Eurokrise und der mit einem geschwächten Euro verbundenen Verteuerung der Importe wichtiger Rohstoffe und Energie allein schuld. Vergleiche mit Liebeskummer und kaltem Wetter sind geradezu lächerlich und zeigen nur die Hilflosigkeit der Propagandisten auf.
"Das Fazit der Betrachtung von Binnen- und Außenwert kann nur lauten: Der Euro ist nicht einmal ansatzweise schlechter als die D-Mark. Eher stimmt: Er ist die bessere D-Mark."
Das ist leider wie gezeigt eine irreführende Argumentation.
"Umfragen zeigen, daß fast die Hälfte der Bundesbürger der Meinung ist, der Euro habe Deutschland mehr Nachteile als Vorteile gebracht. Fast 70 Prozent haben wenig bis kein Vertrauen in den Euro. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass die Deutschen Vorbehalte gegenüber der europäischen Integration insgesamt haben."
Richtig ist dagegen: Die Sorgen wegen des Euro auf deutsche Vorbehalte gegenüber der europäischen Integration selbst zu schieben, ist ziemlicher Blödsinn. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Die derzeitige Eurokrise schürt die Kritik am Euro und die Sorgen um die Inflation und die drohende dauerhafte Transferunion. Das wiederum stärkt Zweifel an der europäischen Integration, zumal die Bundesregierung den Euro immer als Herzstück der europäischen Integration verkauft.
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